Knapp 23 Millionen Kreditanfragen und damit eine Steigerung um über 17 Prozent bei knapp acht Millionen neu abgeschlossenen Ratenkrediten: Die Zahlen der Schufa aus ihrem Kreditkompass 2017 belegen eindrucksvoll, dass die Verbraucher mit dem Thema „Kreditaufnahme“ sehr wohl vertraut ist.
Erfreulich ist, dass knapp 98 Prozent der aufgenommenen Konsumentenkredite vertragsgemäß an die Bank zurückgezahlt werden. Gleichzeitig waren im Jahr 2016 über zwei Millionen Haushalte überschuldet, auch diese Zahl ist in die Höhe gegangen.
Obwohl viele Verbraucher also verantwortungsbewusst mit der Aufnahme von Krediten umgehen und die Banken dieses Verantwortungsbewusstsein mit einer soliden Kreditvergabe unterstützen, gibt es demnach eine steigende Anzahl von Verbrauchern, deren Vermögen ihre Schulden übersteigt. Was also müssen Sie wissen, bevor Sie einen Kredit aufnehmen, damit Sie nicht in die Überschuldung geraten? Dieser Ratgeber zeigt, worauf es in der Praxis ankommt.
Hinter jeder Finanzierung steht eine Rückzahlungsverpflichtung. Unabhängig davon, ob Sie ein langfristiges Darlehen für den Hauskauf aufnehmen oder ob Sie an einem Verbraucherkredit für eine kurzfristige Anschaffung für den Haushalt entscheiden: Das ausgeliehene Geld müssen Sie zum vereinbarten Zeitpunkt zurückzahlen. In der Regel wird die Tilgung über einen längeren Zeitraum vereinbart.
Ihre Zahlungsverpflichtung begleitet Sie also über mehrere Jahre. Aus diesem Grund ist eine Kreditaufnahme nur dann zu verantworten, wenn Ihre finanzielle Situation stabil ist. Das bedeutet, Sie sollten nicht überschuldet sein. Außerdem sollten Sie über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Daraus ist die Rückzahlung zu gewährleisten.
Die Kreditrate sollte lediglich zehn bis 15 Prozent Ihres gesamten monatlichen Einkommens ausmachen. Das gilt allerdings nur, wenn Sie sonst keine weiteren Kreditverpflichtungen halten. Bevor Sie einen Kredit aufnehmen, sollten Sie außerdem unbedingt über die Art der Anschaffung nachdenken. Nicht für jede Anschaffung ist es sinnvoll, sie mit einem Kredit zu finanzieren.
Eine Kreditaufnahme lohnt sich zum Beispiel, wenn Sie ein Auto oder eine Waschmaschine kaufen wollen. Auch für den Kauf einer Wohnungseinrichtung oder eines Fernsehers kann sie sinnvoll sein. Als Faustregel gilt, dass es sich um einen mittel- bis langfristig nutzbaren Gebrauchsgegenstand handelt.
Sie sollten ihn mindestens so lange nutzen, bis der Kredit vollständig zurückgeführt ist. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Ihre Kreditverpflichtungen häufen, obwohl Ihnen der gekaufte Gegenstand schon lange keinen Mehrwert mehr bringt.
Sie sollten einen Kauf also nur dann finanzieren, wenn Sie dafür ein mittelfristig nutzbares Sachgut als Gegenwert erhalten. Aus diesem Grund raten Verbraucherschützer in der Regel davon ab, eine Urlaubsreise mit einem Kredit zu finanzieren. Hier zahlen Sie die Kreditrate meist viel länger ab als Sie von der Reise profitieren. Überlegen Sie deshalb sehr genau, ob sich die Aufnahme eines Kredits für Ihre Anschaffung lohnt.
Im Wesentlichen haben Sie drei Möglichkeiten, einen Kredit aufzunehmen: den klassischen Ratenkredit, den Dispositionskredit und einen Kredit auf Ihre Kreditkarte. Alle drei Varianten haben Vor- und Nachteile, die Sie kennen sollten, bevor Sie sich für die passende Finanzierung entscheiden.
Der Ratenkredit – auch als Verbraucher- oder Konsumkredit bezeichnet – ist eine sehr übliche Kreditform, wenn Sie eine größere Anschaffung finanzieren wollen oder wenn Sie ein überzogenes Konto ausgleichen wollen. Bei einem Ratenkredit zahlt die Bank die gewünschte Summe an Sie aus.
Die Rückzahlung erfolgt in gleichen Monatsraten, die Laufzeit des Kredits ist fest vereinbart. Als Anhaltspunkt gilt, dass geringe Kreditrahmen zu einer langen Laufzeit führen. Wenn Sie also bald wieder schuldenfrei sein wollen, sollte Ihre monatliche Kreditrate so hoch wie möglich sein. Bei den meisten Verbraucherkrediten können Sie kostenfreie Sondertilgungen leisten. Auch eine sofortige vollständige Rückführung ist oft möglich.
Bevor Sie einen Konsumkredit aufnehmen, sollten Sie unbedingt die Zinsen und die Konditionen der Banken vergleichen. Diese unterscheiden sich sehr stark, deshalb lohnt es sich, hier genauer hinzusehen. Vor allem die Zinsen sind im Kreditvergleich von Bedeutung, denn sie stehen für die Kosten Ihrer Finanzierung. Am schnellsten führen Sie einen Zinsvergleich im Internet mit Hilfe eines Onlinerechners durch. Aus dem Onlinerechner heraus kann der Kredit dann auch meist gleich beantragt werden.
Bei einem Dispositionskredit – kurz als Dispokredit bezeichnet – handelt es sich um einen Kreditrahmen, den Ihre Bank auf Ihr Girokonto einräumt. Sie können Ihr Konto also um den vereinbarten Betrag überziehen. Bei gegebener Bonität wird ein Rahmen von zwei bis drei Monatseinkommen freigegeben. Der Dispositionskredit wird einmalig eingerichtet, wenn Sie das Girokonto eröffnen oder auch im Nachhinein.
Sie können den Kreditrahmen dann immer wieder ausschöpfen, ohne ihn neu beantragen zu müssen. Im Vergleich zum Ratenkredit ist der Dispokredit sehr teuer. Die Zinsen liegen bei vielen Banken im unteren zweistelligen Bereich. Deshalb empfehlen Kreditexperten, den Dispokredit durch einen günstigeren Ratenkredit umzuschulden, wenn der Kreditrahmen dauerhaft in voller Höhe ausgeschöpft wird.
Die dritte Variante einer Finanzierung ist der Kredit auf eine Kreditkarte. Hier wird meist ein Rahmen von rund 2.000 Euro oder mehr gesteckt. Der gewährte Kreditrahmen hängt unter anderem von Höhe des regelmäßigen Einkommens ab. Wie der Dispokredit ist auch der Kreditkartenkredit eine recht teure Finanzierung. Dafür kann sie wiederum jederzeit in Anspruch genommen werden und muss nicht jedes Mal erneut beantragt werden.
Welcher Kredit für Ihre Anschaffung zu empfehlen ist, hängt von den individuellen Umständen ab. Bevor Sie sich für eine Variante entscheiden, sollten Sie die Kreditkonditionen genau prüfen. Vergleichen Sie vor allem die Höhe der Zinsen und die Möglichkeiten, das ausgeliehene Geld schnell und flexibel wieder zurückzuzahlen. Bei einer größeren Finanzierungssumme prüfen Sie auch die Sicherheiten, die der Geldgeber von Ihnen verlangt. Als Anhaltspunkt für Ihre Entscheidung gilt, dass der Kredit am besten passt, der Ihnen maximale Flexibilität bei vertretbaren Zinsen bringt.
Um einen Kredit erfolgreich zu beantragen, müssen Sie bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehören einerseits rechtliche Voraussetzungen, um überhaupt einen Kredit in Deutschland aufnehmen zu dürfen. Andererseits fallen aber auch die Bedingungen darunter, die Ihr Kreditgeber an Ihre Bonität stellt.
Bevor der Geldgeber Ihren Kredit bewilligt, prüft er, ob Sie aus juristischer Sicht alle Voraussetzungen erfüllen. Dazu müssen Sie volljährig sein und in Deutschland einen festen Wohnsitz nachweisen. Sie müssen ein Girokonto bei einer in Deutschland ansässigen Bank führen. Über dieses Konto werden die Kreditraten eingezogen. Außerdem müssen Sie die Finanzierung in Ihrem eigenen Namen und für sich selbst abschließen.
Ihr Arbeitsverhältnis sollte unbefristet sein, es darf nicht gekündigt sein. Sofern Sie lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag haben, sollte dieser mindestens die Vertragslaufzeit Ihres Kredits abdecken. Zu beachten ist außerdem, dass die finanzierende Bank Sicherheiten von Ihnen fordern kann. Vor allem bei einem hohen Kreditvolumen oder bei einer langen Laufzeit will der Geldgeber sicherstellen, dass Sie Ihre Schulden bezahlen können.
Solche Sicherheiten können zum Beispiel in Form einer Sicherungsübereignung an einem Fahrzeug bestehen. Dabei nutzen Sie Ihr Auto, übertragen aber das Eigentum daran an die Bank, indem Sie ihr den Fahrzeugbrief aushändigen. Bei einem Darlehen für eine Hausfinanzierung ist es üblich, eine Grundschuld im Grundbuch einzutragen.
Sofern diese Voraussetzungen erfüllt sind, will die finanzierende Bank noch einen Hinweis auf Ihre Bonität haben. Unter der Bonität ist Ihre Kreditwürdigkeit zu verstehen. Der Geldgeber will sicher sein, dass Sie das ausgeliehene Geld sicher über einen längeren Zeitraum zurückzahlen können. Dazu führt das Kreditinstitut eine Bonitätsprüfung durch. Damit Ihre Kreditwürdigkeit positiv beurteilt wird, ist ein regelmäßiges Einkommen erforderlich.
Die besten Chancen auf eine hohe Bonität haben Sie als Angestellter oder als Beamter mit einem gehobenen Einkommen. Auch Selbständige beziehen natürlich oft recht regelmäßige Einkünfte. Trotzdem wird die Kreditwürdigkeit bei dieser Klientel noch genauer geprüft. Außerdem verlangt die Bank im Rahmen der Bonitätsprüfung einen Auszug aus der Schufa von Ihnen. In der Schufa sind alle Geschäftsvorfälle eingetragen, die in irgendeiner Hinsicht Hinweise auf Ihre Kreditwürdigkeit geben.
Deshalb stehen zum Beispiel aufgenommene und pünktlich zurückgezahlte Kredite oder Darlehen in der Schufa. Auch Angaben zu eröffneten Bankkonten, zu Kreditkarten und Handyverträgen sind enthalten. Anhand dieser Daten prüft die Bank, ob Sie in der Vergangenheit allen Zahlungsverpflichtungen vertragsgemäß nachgekommen sind.
Außerdem spielt Ihr Schufascore eine Rolle. Dieser ist eine statistisch ermittelte Kennzahl für Ihre Kreditwürdigkeit. Der Score kann maximal 100 Prozent betragen. Liegt Ihr Score etwa zwischen 95 und 100 Prozent, ist Ihre Bonität so solide, dass ein Kreditantrag genehmigt werden dürfte. Sie erfahren Ihren Score aus Ihren Schufaeintragungen. Sofern die Bank eine hohe Bonität attestiert, profitieren Sie bei vielen Kreditgebern von attraktiven Zinsen.
Legt das Kreditinstitut nämlich die Zinsen unter Berücksichtigung Ihrer Kreditwürdigkeit fest, erhalten Kreditnehmer mit einer hohen Bonität tendenziell einen günstigeren Zinssatz. Ist Ihre Bonität nicht so ausgeprägt, empfiehlt sich eher die Wahl eines Kreditgebers, der die Kosten für seine Finanzierungen unabhängig von der Kreditwürdigkeit festlegt.
Es gibt also eine ganze Reihe von Kriterien zu beachten, wenn Sie einen Kredit aufnehmen wollen. Die strenge Prüfung dient vor allem Ihrer Sicherheit. Zur verantwortungsbewussten Kreditvergabe durch eine Bank gehört nämlich auch die sorgfältige Prüfung, ob der Kreditnehmer finanziell in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen oder ob er kurz- bis mittelfristig auf dem Weg in die Überschuldung ist. Eine Überschuldung ist weder im Interesse der Bank noch in Ihrem Interesse und sollte deshalb von allen Vertragspartnern vermieden werden. Das gelingt mit einer sorgfältigen Prüfung der Kreditwürdigkeit im Rahmen einer verantwortungsvollen Kreditvergabe.