Eine Geschäftsidee umzusetzen, ist alles andere als einfach. Es gibt viele Dinge, an die Existenzgründer denken müssen und die vor einer Firmengründung zu bewältigen sind. Beratung und Informationen müssen eingeholt, Standort- und rechtliche Fragen geklärt, Pläne aufgestellt, Anmeldungen erledigt werden ... Das wichtigste für eine erfolgreiche Existenzgründung ist jedoch die Finanzierung. Nur, wenn diese gesichert ist, lohnen sich die weiteren Schritte.
Grundsätzlich können sich Gründer aus zwei Quellen finanzieren: durch Eigen- und Fremdkapital. Ohne Eigenkapital, das als Reserve für außerplanmäßige Ereignisse eingesetzt werden kann, sollte kein Existenzgründer anfangen. Finanzielle Rücklagen für den Notfall sind für jeden Gründer ein Muss. Ein Gründungsvorhaben jedoch ausschließlich aus eigenen Mitteln zu bestreiten, wird nur wenigen Einzelunternehmern, Kleingewerbetreibenden oder Gründern im Nebenerwerb möglich sein.
Der klassische Weg der fremdfinanzierten Existenzgründung führt über ein Bankdarlehen. Zu unterscheiden sind Kontokorrentkredite zur Finanzierung von Betriebsmitteln, Waren oder zur Gewährleistung des Betriebsablaufs und Kredite zur Finanzierung von Investitionen, beispielsweise in Grundstücke, Maschinen, Anlagen, Büro- und Geschäftsausstattung, Firmenfahrzeuge u. ä.
Der Existenzgründer muss sich einer eingehenden Prüfung seines Vorhabens und seiner Geschäftsidee, Bonität sowie Finanzplanung unterziehen. Kreditantrag, Businessplan, Selbstauskunft, Nachweise über eventuelle Sicherheiten und Kontoauszüge müssen eingereicht werden. Auf das Gespräch mit dem Bankberater sollte sich jeder künftige Selbständige gründlich vorbereiten, der persönliche Eindruck zählt bei der Bewertung der Bonität des Gründers.
Der künftige Firmeninhaber muss seine Geschäftsidee und die Grundlagen für das geplante Wachstum überzeugend erläutern können. Kreditvoraussetzung ist eine Abfrage bei der SCHUFA. Nur der Kunde, der keine Negativmerkmale bei der SCHUFA wie Zahlungsrückstände oder Insolvenzen aufweist, bekommt von einem Kreditinstitut Geld für eine Firmengründung.
Am leichtesten ist eine Bankfinanzierung zu bekommen, wenn ausreichend bankübliche Sicherheiten wie Grundschulden, Bürgschaften, Forderungen, Lebensversicherungen, Wertpapierdepots und andere Guthaben abgetreten werden können. Auch für nebenberufliche Gründungen sind die Chancen einer Kreditierung größer, da als Basis ein festes Einkommen vorhanden ist. Nur wenige Banken finanzieren Existenzgründungen ohne weiteres.
Bei einigen Kredithäusern sind manche Branchen von vornherein von der Finanzierung ausgeschlossen, in denen zum Beispiel bereits ein Überangebot an bestimmten Dienstleistungen besteht. Je weniger Eigenkapital vorhanden ist, desto geringer sind die Chancen für eine Kreditgenehmigung. Das hängt mit der hohen Unsicherheit zusammen, der bei einer Existenzgründung Umsatz- und Gewinnprognosen sowie die Rückzahlung des oder der Darlehen unterliegen.
Je höher der Eigenkapitalanteil, desto besser sind die Finanzierungskonditionen.
Da es manchmal schwierig und zum Teil auch sehr teuer ist, als Existenzgründer einen Bankkredit zu erhalten, helfen Förderkredite, die Finanzierung besser zu strukturieren und fehlende Eigenmittel oder Sicherheiten zu ersetzen. Förderbanken wie die KfW vergeben zinsgünstige Darlehen, die teilweise tilgungsfreie Jahre für die Anfangsphase des Vorhabens bieten. Bei der KfW erhalten auch Jungunternehmer ohne Eigenkapital ein Start-Geld.
Die Beantragung der Gründerkredite erfolgt über die Hausbank. Die KfW gibt Garantien gegenüber der Hausbank ab. Durch die vollständig oder größtenteils erfolgende Haftungsfreistellung der Geschäftsbank durch die KfW ist die Bank im Verbund mit KfW-Darlehen eher bereit, ein Risiko bei der Kreditgewährung einzugehen. Der Kreditvertrag wird nach Genehmigung durch die KfW mit der kontoführenden Bank abgeschlossen. Die Kreditbeantragung muss unbedingt vor Beginn der Selbstständigkeit erfolgen.
Auch andere Förderbanken stellen Bürgschaftskredite oder Investitionsdarlehen zur Verfügung.
Crowdfunding ist der Oberbegriff für verschiedene alternative Finanzierungsformen über das Internet, bei denen eine Vielzahl von kleinen Kreditgebern, der Schwarm oder die Crowd, ein Projekt bezuschussen. Man geht davon aus, dass die Menge an Kreditgebern die Intelligenz besitzt, die richtigen Vorhaben zu fördern. Gründer und Startups können über Crowdlending Fremdmittel einsammeln.
Crowdlending ist eine Form des Crowdfundings, bei der vom Kreditnehmer eine finanzielle Gegenleistung aus dem Rückfluss des Vorhabens erbracht wird. Unterstützer und Investoren legen ihr Geld unter wirtschaftlichen Aspekten an. Das Darlehen wird mit einem festen Zins und einer befristeten Laufzeit bereitgestellt. Geldgeber können sowohl Unternehmer als auch Privatpersonen sein.
Auch wenn Anleger sich nur mit sehr kleinen Beträgen beteiligen, können von Kapitalsuchenden bis zu sechsstellige Kredite aufgenommen werden.
Beim Crowdlending müssen sich die oder der Gründer mit der Geschäftsidee auf einer Plattform vorstellen, die den Kontakt zwischen Gründern und Geldgebern herstellt und das Darlehen vermittelt. Die Plattformen übernehmen noch weitere Dienstleistungen. Sie sortieren die Kreditanfragen, indem Sie die Bonität der Antragsteller über eine SCHUFA-Abfrage vorab prüfen und diese danach in verschiedene Risikoklassen eingruppieren. Der Kredit wird erst ausgezahlt, wenn die vorher festgelegte Summe eingeworben wurde.
Fremdkapital über Crowdlending aufzunehmen, ist eine hervorragende Alternative zu Bankkrediten, sei es, weil der Jungunternehmer keinen Kredit erhält oder sich nicht einseitig von einem Geldgeber abhängig machen will.
Existenzgründer sollten sich die Crowdlending-Portale unter dem Gesichtspunkt genau ansehen, welche Plattform am besten zu ihrem Vorhaben passt. Zudem muss der Gründer bereit sein, seine Geschäftsidee einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, ohne Angst vor eventuellen Nachahmern und Konkurrenten. Die Bewerbung des Gründungsvorhabens ist kostenfrei, während bei erfolgreicher Auszahlung der Kreditsumme eine Provision fällig wird. Es empfiehlt sich daher auch ein vorheriger Kostenvergleich.
Der Vorteil des Crowdlendings für Existenzgründer liegt darin, dass für die Kreditbeantragung weder Sicherheiten noch ein Businessplan erforderlich sind. Bei der Vorauswahl der Plattformen werden weit weniger Gründungsvorhaben eliminiert als bei einem Geldinstitut. Nur mehrfache und starke Negativeinträge bei der SCHUFA wie eine Zwangsvollstreckung und laufende Sanierung oder ökonomisch gar nicht tragfähige Ideen werden aussortiert.
Die Funding-Kampagne erfordert zwar viel Zeit und Durchhaltevermögen, kann jedoch gleichzeitig sehr gut als Marketingmaßnahme genutzt werden. Nachteilig ist, dass die Zinsen für Schwarm-Darlehen höher sind als bei Förderkrediten. Die Kreditlaufzeiten sind kurz und die Tilgung muss vom ersten Monat an pünktlich geleistet werden. Bei geringem Kapitalbedarf eignet sich Crowdlending gut für Klein- und Nebenerwerbs-Gründer sowie Einzelunternehmer.
Dabei handelt es sich um Darlehen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Diese kommen infrage, wenn es sich um geringe Summen handelt, Zinsen eingespart werden sollen oder der Gründer eine schlechte Bonität hat. Auch wenn es sich um jahrelang gute und vertrauensvolle Beziehungen handelt, sollten klare schriftliche Regelungen zu Konditionen und Rückzahlung des Darlehens getroffen werden, damit etwaige spätere Streitigkeiten in der Familie ausgeschlossen werden.
Heute ist ein Existenzgründer nicht mehr allein auf das Urteil seiner Bank angewiesen, um eine Firmengründung zu finanzieren. Förderkredite und die Schwarmfinanzierung über das Internet sind ergänzend oder alternativ günstige Finanzierungswege. Ohne herkömmliche Kreditinstitute können Fremdmittel einfacher und vor allem schneller, weil unbürokratischer aufgenommen werden. Nicht jede Finanzierungsform ist jedoch für jeden potenziellen Unternehmer sinnvoll.
Existenzgründer sollten zunächst alle Finanzierungsarten in Betracht ziehen und deren Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell einschätzen. Bei größeren Firmengründungen empfiehlt sich ein Mix aus Eigen- und Fremdkapital sowie Bank- und Alternativfinanzierung. Der Finanzierungsweg muss zum Konzept des Gründers passen. Er sollte möglichst alle Chancen und Risiken des Kredittyps in seiner Finanzplanung berücksichtigen.